Rollifahrer und psychisch krank? Dumm gelaufen….!

Kliniken, Begegnungsstätten, Pflegeeinrichtungen, Gesundheitsämter, Arztpraxen etc. sind da für kranke Menschen. Behinderung wird ja oft auch mit Krankheit gleichgesetzt. Da ist der Schluss ja naheliegend, dass hier in Sachen Barrierefreiheit und Inklusion alles schon besonders weit fortgeschritten sein müsste. Das ist aber ein gewaltiger Trugschluss! Inklusion ist im Gesundheitswesen noch ein Fremdwort! Barrierefreiheit ist nur rudimentär vorhanden, vor allem in den Köpfen der Verantwortlichen.

Rollifahrer mit behandlungsbedürftiger Depression

Nehmen wir mal einen Rollstuhlfahrer, der in eine schwere depressive Episode rutscht – das ist eine Erkrankung, die in jedem Falle behandlungsbedürftig ist. Dies ist oft verbunden mit einem stationären oder teilstationären Klinikaufenthalt. Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN ) liegt die Wahrscheinlichkeit, wenigstens einmal im Leben eine schwere behandlungsbedürftige Depression zu entwickeln bei 16 bis 20 %. Für den Rollstuhlfahrer kann es nun ziemlich schwierig werden. Vor allem in älteren Krankenhäusern mit psychiatrischer Station sind die Patientenzimmer klein und sehr eng bemessen, vielmehr als die drei bis sechs Betten nebst Nachtschränken, Tisch und Stuhl passen da nicht rein. Mit Glück sind zumindest die sanitären Einrichtungen einigermaßen groß. Das bedeutet aber nicht, dass auf der Toilette ein Umsetzen aus dem Rollstuhl von beiden Seiten möglich ist (letzteres wird übrigens auch in Neubauten standhaft nicht berücksichtigt!). Platz, den Rollstuhl in erreichbarer Nähe des Bettes abzustellen ist schon gar nicht…. Das nächste Problem ist die Personalausstattung: Ein Rollifahrer, der zusätzlich zu seiner Erkrankung durch die räumlichen Gegebenheiten in der gewohnten Selbständigkeit eingeschränkt ist, macht mehr Arbeit. Ganz zu schweigen davon, welchen Einfluss das auf den weiteren Verlauf der Depression hat. Viele Kliniken stoßen bei einem Rollifahrer dann auch im therapeutischen Bereich auf Grenzen, vor allem Ergotherapieräume befinden sich oft im Keller oder Dachgeschoss, leider nicht über einen Aufzug zu erreichen……

In Tageskliniken und Begegnungsstätten für Menschen mit psychosomatischen oder psychiatrischen Krankheiten sieht es meistens nicht besser aus. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass die Leute, die die Sozialpsychiatrie in den vergangenen Jahrzehnten vorrangetrieben haben, eine Schwäche für hübsche alte Häuser haben…. Leider sind diese nicht immer praktisch, vor allem, wenn sie auch noch denkmalgeschützt sind. Wenn unser Rollifahrer nicht schon depressiv wäre, würde er es vermutlich bei dem Gedanken an die Behandlungsmöglichkeiten werden…

Persönlichkeitsstörung und Chirurgie oder Innere Medizin

Menschen mit einer psychischen Behinderung oder Erkrankung haben es in unserem Gesundheitswesen besonders schwer. Ich denke da gerade an ein Gespräch mit der Filmemacherin Andrea Rothenburg (Psychiatriefilme, Internetseite zu den Filmen von Andrea Rothenburg) – sie meinte Anti-Stigma-Arbeit zu psychische Erkrankungen müsse man bei denen anfangen, die mit den Kranken zu tun haben (auch und gerade in der Psychiatrie). Tatsächlich gibt es unter denen, die es eigentlich von Berufs wegen besser wissen sollten, viele, die die gleichen Vorurteile haben wie jeder andere, der nichts oder wenig über psychisch Kranke weiß. Mediziner aus anderen Disziplinen verhalten sich gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen oft abweisend oder diskriminierend. Das können vor allem Patienten mit Persönlichkeitsstörungen vom Borderlinetyp oft leidvoll bestätigen. Diese Patienten fügen sich aufgrund ihrer Krankheit häufig selber Verletzungen zu, mitunter so schlimm, dass sie chirurgisch oder internistisch behandelt werden müssen. Besonders grausam fand ich die Schilderung einer Frau mit einer Verletzung, die genäht werden musste. Der Arzt meinte, dass er bei ihr ja auf die Betäubung verzichten könne, was er dann auch tat (!). Auf einer internistischen Station wurde ein Patient schlicht als „bekloppt“ abgestempelt. Denn es kann ja gar nicht anders sein, wenn man sich selber Schaden zufügt.

Menschen mit geistiger Behinderung im Krankenhaus

Erwachsene Menschen mit einer geistigen Behinderung leben in unserer bisher wenig inklusiven Gesellschaft meistens in Wohneinrichtungen speziell für sie oder werden von ihren Eltern versorgt und behütet.Gewohnte Personen und ein klar geregelter Tagesablauf geben hier halt. Etliche brauchen auch genau das. Steht nun aber ein Krankenhausaufenthalt an, bricht quasi eine Welt zusammen. Nicht immer ist es möglich, dass eine vertraute Person den Krankenhausaufenthalt begleitet. Das ist schwierig, schrecklich und anstrengend für alle Beteiligten. Der behinderte Mensch versteht die Situation oder das, was da passieren soll oft nicht und hat Angst. Pflegepersonal, Ärzten und Therapeuten fehlt die Zeit, auf den Patienten seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend einzugehen. Es gibt kaum Informationen in Leichter Sprache und da , wo es sie gibt, wissen Mediziner häufig nichts davon. „Wichtige Gespräche“ werden mit dem Betreuer oder Eltern geführt, oft im Beisein des Patienten, aber ohne ihn einzubeziehen oder so zu reden, dass er folgen kann.

Hörgeschädigte und Sehgeschädigte Patienten sind ziemlich aufgeschmissen, ohne eigene Assistenz

Ab und zu investieren Staat und Klinkbetreiber ja in vorhandene oder neue Gebäude. Dabei scheint es aber nicht so sehr darum zu gehen, dass das was entsteht auch zum Nutzen der Patienten ist… Ich denke da beispielsweise an die farbliche Gestaltung in Kliniken. Kräftige Kontraste können hilfreich bei der Orientierung sein, ebenso wie Unterschiede in der Farbgestaltung verschiedener Stockwerke und Stationen. Ich war noch in keinem Klinikgebäude, das über Wegweiser für Blinde oder Sehgeschädigte verfügte. Aber vielleicht gibt es das ja irgendwo(?). Gebährdendolmetscher gibt es ebenfalls nicht in Kliniken, geschweige denn anderen Einrichtungen für Kranke. Dazu kommt dann noch die Unsicherheit des medizinischen Personals, verbunden mit zahlreichen Vorurteilen.

 

Der Anlass zu diesem Artikel war meine Suche nach einer neuen Arbeitsstelle als rollifahrende Ergotherapeutin während der letzten Monate. Zuletzt habe ich in der Psychiatrie gearbeitet, leider mit einer befristetene Stelle. Und Psychiatrie sollte es jetzt auch gerne wieder sein. Dabei ist mir sehr deutlich vor Augen geführt worden, wie viele Einrichtungen für psychisch kranke Menschen im südlichen Schleswig-Holstein und im Norden Hamburgs nicht für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen geeignet sind. Dabei handelte es sich um Tages- und Begegnungsstätten von unterschiedlichen Trägern, Reha-Einrichtungen, Tageskliniken, Kliniken und Wohneinrichtungen. Ich hatte im Gespräch nie den Eindruck, dass sich bei besagten Einrichtungen in absehbarer Zeit irgendetwas daran ändern wird (soll). Dabei ist Inklusion dort durchaus ein bekanntes Schlagwort, zum Teil sogar Bestandteil des Leitbildes…..

Fußgänger probieren Rollstuhl aus – ist das der Weg zur Inklusion?

Ich gehe ja ziemlich häufig zu Tagungen, Fachtagen, Arbeitsgruppen, Workshops und anderen Veranstaltungen, bei denen es um Inklusion, Teilhabe und Behinderte geht. Und natürlich begegnen mir ebenso häufig auch alle Klischees, Vorurteile und ganz viel gewollt-und-nicht-gekonnt. Selber sichtbar behindert, werde ich aber nie unmittelbar damit konfrontiert. Es muss sich eben immer noch wahnsinnig viel tun – vor allem in den Köpfen der Menschen.

Behinderte  sind vor allem Menschen mit geistigen Einschränkungen, zumindest wenn man etwas für sie tun muss, damit Inklusion klappt. Diesen Eindruck gewinne ich jedenfalls immer wieder. Die werden dann auch gar nicht erst mit einbezogen, sondern es wird, wie gehabt, für sie und über sie hinweg (vielleicht auch an ihnen vorbei) geplant und gemacht, immer mit der Prämisse, dass sie ja doch nicht verstehen, worum es geht. Aber ich habe auch noch nicht eine Inklusionsveranstaltung in Leichter Sprache erlebt……

Die zweite große Gruppe behinderter Menschen, für die bei diesen Veranstaltungen gedacht und geplant wird, sind Rollstuhlfahrer. Aber ist ja auch klar, immerhin wird Behinderung ja auch mit dem Rollifahrer als Symbol dargestellt….

Natürlich ist der Alltag im Rollstuhl nicht immer ganz einfach, ich kann selber ein Lied davon singen. Probleme bereitet dabei aber weniger der Rollstuhl, mit dem ich ziemlich gut umgehen kann, sondern eher rücksichtslose oder gedankenlose Leute, die trotz Behindertenparkplatz ihr Auto so dicht neben meins stellen, dass ich nicht wieder einsteigen kann. Oder Aufzüge, die nicht funktionieren, oder zugeparkte Bordsteinabsenkungen….

Aber es ist ja so einfach, von Barrierefreiheit zu reden und damit Behindertentoiletten, breite Türen, Fahrstühle und abgesenkte Kantsteine zu meinen. Darum werden bei öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen ja auch immer Leute aufgefordert mal einen Rollstuhl auszuprobieren. Das gibt es in ganz unterschiedlichen Variationen. Eine Möglichkeit ist der Rolli-Parcours. Mit mehr oder weniger schlechten, meist alten und zu großen Rollstühlen der Marke Billig, Leicht (haha) und Falt soll versucht werden, eine mit kleinen Hindernissen versehene Strecke abzufahren. Mir erschließt sich nicht so ganz, welches Ziel damit verfolgt wird. Wer drei Minuten in einem, noch dazu schlechten, nicht passenden, Rollstuhl gesessen hat, und danach auf seinen Füßen weiterspaziert, kann auch nicht ansatzweise verstehen oder nachempfinden, wie der Alltag eines Rollstuhlfahrer aussieht. Die zweite Variante sind Selbsterfahrungstage im Rollstuhl. Meistens ziehen nach einer kurzen Einführung kleine Grüppchen mit einem Rollstuhl los und erkunden in wechselnder Besetzung (des Rollis) die Umgebung und beurteilen ganz „fachmännisch“, wie wenig barrierefrei und rollstuhlfreundlich die Gegend doch ist. Aber auch, wie nett und hilfsbereit die Mitmenschen doch sind. Gewöhnlich ist kein „echter“ Rollstuhlfahrer dabei und vor allem sind es immer Gruppen, die da unterwegs sind, nie einer alleine. Wenn es also wirklich schwierig wird, kann man immer aussteigen oder wird geschoben oder getragen. (Da fällt mir ein bitterer Ausspruch eines älteren Herrn ein, dessen Frau schon seit Jahren einen Rolli benutzt: „Zu jedem Rollstuhlfahrer gehört ein Fußgänger“.)

Rollstuhlfahrer sind so unterschiedlich und vielfältig wie Fußgänger – wenn nicht noch viel unterschiedlicher und vielfältiger. Ebenso auch die körperlichen Gegebenheiten, die den Rolli erforderlich machen, abgesehen von der Vielfalt der Gefährte.

Tatsache ist nur, dass wir hier bei uns über Rollstühle verfügen und dass viele Menschen dadurch am Leben teilnehmen können. Ich persönlich bin sehr froh darüber, weil mein Leben sich sonst in einem viel kleineren Kreis abspielen müsste und ich auch nicht arbeiten könnte.

Anderen Rollifahrern ergeht es ganz anders. Das fängt schon damit an, dass sie nicht mit dem richtigen, also ihren Bedürfnissen entsprechenden, Rollstuhl ausgestattet sind. Oft haben sie neben ihrer körperlichen Erkrankung oder Schädigung auch noch eine seelische (die kommt oft einfach noch dazu). Ihre Lebensverhältnisse sind häufig sehr schwierig, egal ob es um Wohnraum, Partnerschaft und Sexualität, Bildung oder schlicht und einfach die Existenz geht. Viele dieser Probleme liegen auch in der Grundhaltung unserer Gesellschaft begründet: es zählt, wer schön, schlank, jung, fit, sportlich, intelligent, erfolgreich und wohlhabend ist – am besten noch alles zusammen! Das alles gibt es natürlich auch bei Rollstuhlfahrern. Die Zweifel, ob das auch stimmt, sind bei ihnen aber viel größer. Darum strampeln sie sich auch wesentlich mehr ab (beispielsweise im Beruf) als andere.

Aber noch einmal zurück zu den Inklusionveranstaltungen: Was ist mit den vielen anderen Arten von Behinderung, abgesehen von den geistigen Behinderungen und den Rollstuhlfahrern? Was ist mit gehörlosen Menschen oder mit Blinden oder sehgeschädigten? Was ist mit den Menschen, die wegen psychischer Beeinträchtigungen in unserer Gesellschaft immer noch stigmatisiert sind oder zumindest Angst machen? Was ist mit denen, die wegen einer Erkrankung oder Behinderung nur noch im Bett liegen können, oder die beatmet werden müssen? Wie viel Teilhabe will die Gesellschaft ihnen zugestehen? Wie soll das funktionieren, wenn sie bei allen Gesprächen über Inklusion nicht nur immer fehlen, sondern gleich ganz ausgeklammert werden?

Informationen zur Vorgeburtlichen Diagnostik in leichter Sprache

Es ist schon eine Weile her, dass ich hier einen Artikel zur Präimplantations-Diagnostik geschrieben habe (https://inklusionjetzt.wordpress.com/2012/09/14/aussortiert-aktion-t4-der-nazis-praimplantationsdiagnostik-und-trisomie21-bluttest-heute/  ). Nun habe ich gerade mal wieder das Internet durchgestöbert und bin dabei auf eine interessante Seite gestossen. Sie heißt: http://www.1000fragen.de/

Die Aktion Mensch hat diese Seite ins Netz gestellt, um den Menschen in Deutschland die Möglichkeit zu geben, über das schwierige Thema Bioethik zu diskutieren. Es handelte sich um ein Projekt, das von 2002 bis 2009 andauerte.

Besonders gut finde ich, dass es hier auch Erklärungen in Leichter Sprache gibt. So hat jeder die Möglichkeit, zu verstehen, was sich hinter all den Fremdwörtern verbirgt, über die da diskutiert wird. Die Informationen in Leichter Sprache kann man im Menü links unter „Dossiers“ finden. Der direkte Link zur Präimplantations-Diagnostik in leichter Sprache ist hier: http://www.1000fragen.de/hintergruende/dossiers/dossier.php?did=6&simple=y

Sprache und Verstehen – Grundlage des Zusammenlebens

Nicht verstehen können macht unsicher, Unsicherheit macht Angst. Wer schon einmal Urlaub gemacht hat in einem Land, dessen Sprache er nicht konnte, kennt das Gefühl. Noch schlimmer ist es, wenn die Schrift auch noch ganz anders aussieht. Ganz schnell sausen Fragen durch den Kopf: Mache ich alles richtig, wo muss ich denn nun lang gehen, ob die über mich reden, was sagen die da bloß, was werde ich gleich auf meinem Teller finden…?

Das ganze Leben wird bestimmt von Sprache – gesprochener Sprache, geschriebener Sprache, aber auch Körpersprache, Lautstärke und Tonlage. Sprache ist eine der wichtigsten, wenn nicht gar die wichtigste Grundlage für das Zusammenleben von Menschen. Sprache verbindet, insbesondere im Zeitalter der Kommunikation. Überall auf der Welt, fast ohne nachzudenken verständlich ist die Mimik, der Gesichtsausdruck, die Sprache von Lachen, Weinen, Lächeln, enttäuscht oder wütend gucken. Aber auch auf die kann nicht jeder zurückgreifen: Blinden ist es verwehrt und die meisten Autisten müssen diese Sprache mühsam lernen.

Sprache muss zugänglich und verständlich sein, für jeden. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, von der gesprochenen Sprache, über Gebärdensprache, Geschriebenes, Blindenschrift bis hin zu Filmen oder Bildern. Sprache muss auch von ihrem Inhalt her verständlich sein – und da fängt es an schwierig zu werden: Verschiedene Berufe haben ihre Fachsprache. Manchmal fällt es schon Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen schwer, sich untereinander zu verstehen. Sprache grenzt häufig nämlich auch ab oder aus. So wie eine Bande kleiner Jungs, die sich eine Geheimsprache ausgedacht haben. Die lernt aber nur, wer zur Bande dazu gehört.

Es ist in Ordnung unter Bandenmitgliedern oder Berufskollegen die Geheim- oder Fachsprache zu sprechen. Wenn aber ein Aussenstehender dazu kommt, gebietet es die Höflichkeit auf eine allgemeinverständliche Sprache zurückzugreifen. Wenn ich mit meinem Mann zusammen in Frankreich bin, sprechen wir untereinander Deutsch, gesellt sich aber ein Franzose zu uns, sprechen wir Französisch.

Menschen mit Behinderung haben oft mit Fachleuten aus unterschiedlichen Berufsgruppen zu tun. Das fängt an mit Medizinern, über Mitarbeiter von Sozialbehörden, Sozialpädagogen bis hin zu Therapeuten, Betreuern, Rechtsanwälten oder Gutachtern. Jeder spricht seine eigene Fachsprache, jeder schreibt auch Formulare oder Dokumente über und für den behinderten Menschen – in seiner Fachsprache. Seine Kollegen und Vorgesetzten erwarten das so. Für diejenigen ausserhalb des jeweiligen Fachbereiches ist das oft schwer verständlich, das Ausfüllen von Formularen oft schwierig. Sprache muss also auf einen Nenner gebracht werden, muss verständlich sein. Wenn ich nicht verstanden werden will, dann brauche ich auch nichts zu sagen oder zu schreiben.

Leichte Sprache

Jeder Mensch hat ein Recht darauf entsprechend seinen Fähigkeiten angesprochen zu werden. Für einen Menschen mit geistiger Behinderung oder Lernbehinderung gibt es seit kurzer Zeit die sogenannte leichte Sprache. Was das konkret heißt zeigt der folgende kleine Film, den der Sozialverband Deutschland VDK ins Netz gestellt hat:

Film über leichte Sprache

Leider gibt es bisher so gut wie keine Filme, Bücher, Radio- oder Fernsehsendungen in leichter Sprache, so dass beispielweise für Erwachsene auf nicht Altersgerechtes für Kinder zurückgegriffen werden muss.

Teilhabe für Hör- und Sehgeschädigte, Taube und Blinde

An vielen Stellen sind Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen von der Teilhabe ausgeschlossen, ebenso wie oftmals auch Menschen die Analphabeten sind, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht lesen gelernt haben. Hier bieten sich ganz unterschiedliche Möglichkeiten an, Abhilfe zu schaffen: Informationstafeln beispielweise in Museen könnten auf Knopfdruck vorgelesen und ebenfalls als Tafeln in Brailleschrift angeboten werden. Bei Vortragsveranstaltungen könnte in der Ankündigung stehen, bei Bedarf steht ein Gebärdendolmetscher zur Verfügung. Kino- und Fernsehfilme könnten grundsätzlich auch als Hörfilmfassung und mit Untertiteln erscheinen. Wichtige Informationen, Anleitungen und anderes könnten grundsätzlich mit gut verständlichen Bildern versehen werden. Dies wiederum würde auch Menschen helfen, die Schwierigkeiten haben, längere Texte zu verstehen und umzusetzen.

Unterstützte Kommunikation

Es ist unglaublich wichtig, auch selber verstanden zu werden, wenn man Wünsche, Bedürfnisse,Gefühle, seine Meinung oder sein Befinden ausdrücken will. Dafür gibt es für Menschen, die nicht sprechen können unterschiedliche technische Hilfsmittel, die natürlich den jeweiligen Bedürfnissen und Fähigkeiten des Benutzers angepasst sein müssen. Hilfreich sind auch spezielle Bücher mit Abbildungen, die gerade in der Frührehabilitation beispielsweise nach einen Schlaganfall gute Dienste leisten. Wichtig ist hier vor allem bei den Mitmenschen Geduld und kein vorschnelles Behaupten, man habe schon verstanden. Jemanden der sprechen kann, lässt man schließlich auch ausreden.

Vermurksen von Sprache durch die Gutmenschen

Sprache entwickelt und verändert sich ständig. Gerne helfen dabei auch die Gutmenschen, indem sie beispielsweise beschließen, dass künftig klar sein muss, dass immer Menschen beiderlei Geschlechts gemeint oder angesprochen sind. Das hat dazu geführt, dass manche Texte vor lauter „/Innen“ gar nicht mehr flüssig zu lesen sind.

Mitunter entstehen auch holperige Bandwurmbegriffe, wo früher ein Wort ausreichte: Menschen mit Behinderung zum Beispiel, früher waren das einfach Behinderte. Mit der Veränderung des Begriffs hat sich so gut wie nichts für die gemeinten Menschen verändert und WfbM (Werkstätten für behinderte Menschen) sind vom ersten Arbeitsmarkt immer noch fast genauso weit entfernt wie früher die Behindertwerkstätten (aber offenbar fällt es dafür umso leichter, immer mehr Männer und Frauen dahin zu schicken, statt zu schauen, ob sie mit Assistenz nicht doch richtig arbeiten und Geld verdienen können). Schön finde ich auch den Begriff Unterarmgehstützen. Ich fühle mich von den Dingern nicht weniger abhängig, als wenn man sie als Krücken bezeichnet. Schließlich frage ich mich noch, ob es im Pflegeheim weniger hektisch und liebevoller zugeht, wenn den Menschen anstelle eines Latzes ein Bekleidungsschutz umgebunden und ihnen dann das Essen gereicht wird, statt sie zu füttern.