Wie süß! – Der Schwer in Ordnung Ausweis

Oh guckt mal, wie herzig! Das sympathische Mädchen mit Trisomie 21 hatte eine süße Idee! Wie lieb! Dann verändern wir jetzt zwar nicht wirklich etwas, sondern verschenken eine liebevolle Verpackung, für etwas, das die Schwerbehinderten zu 95 % für niemanden sichtbar im Portemonnaie tragen und das von manchem aber großkotzig rausgeholt wird, um damit (vermeintlich) die unberechtigte Nutzung eines Behindertenparkplatzes zu rechtfertigen. Gerne wird das Teil ohne jede Scham gezückt, wenn man sich damit irgendwelche Vergünstigungen erhofft und von manchem Zeitgenossen auch mal heftig Unmut geäußert, wenn es mal keinen Behindertenrabatt gibt. 


Was nützt es dem Mädchen, wenn ihr Ausweis jetzt in einer Hülle steckt, mit der Aufschrift Schwer in Ordnung? Vielleicht gehört sie schon zu den Glücklichen, die inklusiv beschult werden, obwohl das in den Augen vieler ja nur Geld kostet und zu Lasten der nicht behinderten Kinder geht… Wird sie später, vermutlich mit einem Förderschulabschluss, eine Chance bekommen, einen weiteren Schulabschluss zu machen? Wird man ihr die Möglichkeit geben, eine Ausbildung außerhalb einer Einrichtung für Behinderte zu machen? Wird sie eine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt finden und davon unabhängig leben können und dürfen? Wird man ihr zugestehen, selbstbestimmt zu leben, in einer eigenen Wohnung, ohne von anderen vorgegebenen Tagesablauf, einen Partner und Sex zu haben, Kinder zu bekommen, die sie auch selber großziehen darf? Das sind die entscheidenden Fragen! Diese niedliche Verpackung für den Behindertenausweis ist doch nur wie Heile, heile Segen-Singen, wenn ein Kind sich gestoßen hat.